Vom Flachsdiplom zum Bandwebkasten: Das war unser zweites Treffen mit Kooperationspartner:innen
Von Freitag bis Sonntag (9.-11. Mai) waren wir (Mona von 1qm Lein Deutschland und Christiane von 1qm Lein Österreich) im Zeichen des Flachses unterwegs: Im Flachsmuseum Wegberg-Beeck und im Handwebmuseum in Rupperath haben wir uns vergangenen Freitag und Samstag mit einigen unserer Kooperationspartner:innen getroffen, Samstag Abend einem Vortrag von Christiane über Bertas Flachs gelauscht und anschließend den Roscheider Hof besucht. Das waren drei Tage voller Spaß, Austausch und Begeisterung für Flachs und Leinen.

Der Start im Beecker Flachsmuseum
Das Flachsmuseum in Wegberg-Beeck war unsere erste Station. Das Museum, das komplett ehrenamtlich von einem Heimatverein betrieben wird, widmet sich seit vielen Jahrzehnten der Verarbeitung und Nutzung von Flachs – mit immer neuen Ausstellungen, Themenschwerpunkten und einem tollen Programm für Schulen. Nach einer ausgiebigen Kennenlernrunde haben wir erst eine Führung bekommen und dann ganz praktisch unser Flachsdiplom abgelegt. Brechen, Schwingen, Hecheln, Spinnen und Weben stand auf dem Programm – ein Workshop, den Schüler:innen der Klasse 3 hier seit vielen Jahren absolvieren. Neben einer schönen Urkunde bekommen so 700 Kinder pro Jahr einen Brief an die Eltern dazu – das Flachsdiplom berechtigt die Kinder nämlich, die Flachsgeräte im Museum zu benutzen und ihren Eltern und Geschwistern das Flachshandwerk nahezubringen.
Wir waren sehr beeindruckt von der Arbeit des ganzen Museumsteams und haben die Gastfreundschaft sehr genossen. Wer in seiner lokalen 1qm Lein-Initiative mit Kindern arbeitet: Schaut euch unbedingt mal das Museum an. Und auch für allen anderen Flachsbegeisterten lohnt sich die Reise nach Wegberg (bei Mönchengladbach).

Flachsdiplom: Erst Theorie, dann (gemeinsame) Praxis.

Weben üben die Kinder an kleinen Webstühlen (links). Der Flachs wird hier für die Kinder vor dem Brechen gebündelt, damit sich vor allem beim Schwingen und Hecheln keine Fasern herausziehen. Das Bündel im Bild ist fertig bearbeitet – so können es die Kinder mit nach Hause nehmen (rechts).

Die Flachsstube mit nachgebauten Flachsgeräten (links) und Mundart (rechts).
Im 7. Textilhimmel: Handwebmuseum Rupperath
Von Wegberg ging es weiter Richtung Eifel – das Handwebmuseum Rupperath war unsere zweite Station. Obwohl uns bekannt war, dass hier ein Schatz von über 100 funktionierenden Spinnrädern gehütet wird, waren wir bei unserer Ankunft schier überwältigt von den beiden Ausstellungsräumen. Vom Spinnwirtel zum großen Handwebstuhl – hier wird die Geschichte des Handwebens und Handspinnens vor allem deshalb lebendig, weil das Museumsteam jedes Objekt erklären und vorführen kann. Von der Führung sind wir deshalb beinahe nahtlos in den Austausch übergegangen, durften Spinnräder und Bandwebstühle testen, die Flachsgeräte ausprobieren und seeehr viele Fragen stellen.
Wer von euch tiefer in die Geschichte der Faserverarbeitung (nicht nur in Deutschland) eintauchen will: Eine Besuch in Rupperath lohnt sich – aber plant unbedingt einige Stunden Besuchszeit ein!

Die beeindruckende Sammlung des Handwebmuseums.

Demonstration eines Schwungrades (links) und gemeinsames Herumflachsen (rechts).
Historische Flachsdörre und Depotschätze am Roscheider Hof
Der Sonntag war offiziell kein Kooperationspartnertreffen – aber wo herumgeflachst wird, ist man nicht so lange allein. Im Roscheider Hof konnten wir Alexandra Kipp-Müller treffen, die es geschafft hat, 40 Landfrauen für die Teilnahme an 1qm Lein zu begeistern und seither per WhatApp die lokale Community zusammenhält. Gemeinsam mit Michaela Feltes, die 1qm Lein in ihrem grünen Klassenzimmer (einem Schulgarten in Bitburg) umsetzt, durften wir gemeinsam mit Ursula Ninfa vom Roscheider Hof einen Blick hinter die Kulissen auf Flachsgeräte, Trachtenhauben und Depotschätze werfen.
Außerdem hatte das Museum den Nachbau einer historischen Flachsdörre an dem Tag in Betrieb genommen, den wir natürlich gleich zu Beginn in Augenschein nehmen mussten. Und weil am Sonntag Handwerkertag war, haben wir uns mit Spinnrad und Bandwebkasten gleich in die Runde der Spinnfrauen integriert – ein traumhafter Tag in einem Museum, das mindestens einen Tagesausflug wert ist.

Der Nachbau einer historischen Flachsdörre in Betrieb. Das Feuer wird in einiger Entfernung entfacht, die warme Luft trocknet den Flachs vor dem Brechen.

Historischer Bandwebkasten in Aktion (links) und ein Blick in einen der Ausstellungsräume (rechts).
Ein herzlicher Dank an alle Beteiligten
Zu sehen und zu erfahren, wieviel KnowHow, Interesse und Begeisterung alle Kooperationspartner:innen bei 1qm Lein einbringen, hat uns sehr glücklich gemacht. Museen in dieser Form zu integrieren ist etwas, was in den anderen europäischen Flachsprojekten in dem Umfang bisher nicht umgesetzt wird – und es freut uns sehr, dass sich in Deutschland so viele Museen und Vereine auf dieses neue Projekt eingelassen haben.
Herzlichen Dank an Klara, Heinz, Rolf, Georg, Gregor und das restliche Team vom Flachsmuseum, an Barbara und Svenja vom Handwebmuseum und Ursula vom Roscheider Hof für eure Gastfreundschaft und die Organisation. Danke auch an alle Kooperationspartner:innen, die teilweise mehrere Stunden angereist sind, mitgeflachst und Wissen und Erfahrungen ausgetauscht haben. Es ist schön, euch alle bei 1qm Lein dabei zu haben! Danke auch an Willemien Ippel von 1m²Vlas in den Niederlanden, die am Freitag zu uns gestoßen ist.
Das Flachsmuseum in Wegberg-Beeck, das Handwebmuseum in Rupperath und der Roscheider Hof sind Kooperationspartner von 1qm Lein. Sie alle richten ein Flachsfest aus – die Termine findest du auf unserer Veranstaltungsseite.
Mehr Fotos von den drei Tagen findest du auf unserem Instagram-Account. Den Bericht von Christiane Seufferlein kannst du auf 1qmlein.at lesen.